BASF ohne Durchblick: "E-Mail-Diät" ist nutzlose Symptombehandlung

BASF-Arbeitsdirektorin Margret Suckale mahnt Mitarbeiter derzeit zur E-Mail-Diät" und beklagt Fehlverhalten im Umgang mit elektronischen Nachrichten. „Muss ich immer auf den ,Allen antworten'-Button klicken? Ein Telefonat bringt oft mehr als hin- und hergeschriebene E-Mails“, so Suckale (das Handelsblatt berichtete). Und weiter: „Unsere Mitarbeiter auf allen Ebenen werden durch verschiedene Aktionen angehalten, ihr Mail-Verhalten kritisch zu hinterfragen“.

 

Ich frage mich: Was verführt eigentlich eine Personalmanagerin dazu, mit derartigen Äußerungen an die Presse zu gehen? Darüber staune ich, es erschreckt mich. Das, was Suckale hier berichtet, sagt mehr über die Arbeit der Personal-Verantwortlichen in der BASF-Gruppe aus, als über die Mitarbeiter: Ich gehe immer noch davon aus, dass bei der BASF hochqualifizierte, erwachsene Menschen arbeiten, die intelligent sind und denen der Erfolg ihres Unternehmens am Herzen liegt. Suckales Aussagen sind vor allem eins: Erschreckend schlicht.

 

Margret Suckale bemüht sich, aus ihrem funktionalen Zuständigkeitsbereich Personalmanagement heraus, mithilfe von Appellen beobachtetes Verhalten zu korrigieren. Dabei werden Symptome "personalisiert". Denn nicht zu viele E-Mails sind das Problem bei der BASF - die sind nur ein Symptom! -, sondern die ineffektive, dysfunktionale Matrixstruktur des Konzerns, die Manager und Mitarbeiter seit Langem in technokratisch-bürokratisches Absicherungs-Verhalten zwingt. Bei der BASF gibt es eine Matrix-Organisation mit fünf Dimensionen, es gibt also fünf Berichtslinien: Mitarbeiter aller Bereiche beklagen seit Jahren den überhand nehmenden, internen Koordinationsaufwand.

 

Mehr "Berichtslinien" zu mehr Matrix-Chefs und Vorgesetzten - das übersetzt sich in mehr Mikromanagement und Detailabstimmungen, mehr Berichte, mehr Jour Fixes, mehr Meetings, mehr Absicherungsbedarf, mehr Reinreden, mehr Angst. In weniger Transparenz und weniger Klarheit. Am Ende bleibt viel Leerlauf-Kommunikation und wenig Wertschöpfung, auf jeden Fall aber mehr E-Mails. Die Krux mit der Matrix: Matrix-Organisation ist ein Versuch, Komplexität und Lebendigkeit mit komplizierten, toten Mitteln beizukommen. Sie ist das falsche Werkzeug für das Problem; Das ist so, als würde man versuchen, eine Schraube mit dem Hammer einzuschlagen.

 

Suckales Aktionismusprogramm ist deshalb ein Armutszeugnis für den BASF-Vorstand und für einen HR-Bereich, der belegt, nicht bereit oder in der Lage zu sein, Symptome von Problemen zu unterscheiden. Passende Denkwerkzeuge, die dem Vorstand der BASF empfohlen seien, um das Problem zu behandeln, nicht nur Symptome, finden sich im Buch Organisation für Komplexität auf den Seiten 16-19 und 24-29.

 

Lebendige Probleme und Schlamassel lassen sich nur mit angemessenen, dynamikrobusten Methoden lösen: Appelle an die Mitarbeiter und Regelungen für den E-Mail-Verkehr gehören nicht dazu. Die Aufgabe eines HR-Bereichs ist es nicht, Mitarbeiter zu infantilisieren, sondern Umgebungen zu schaffen, in denen erwachsene Menschen erfolgreich arbeiten können.

 

Von Niels Pfläging

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Kommentare: 2
  • #1

    Cheryl Hatchell (Donnerstag, 02 Februar 2017 01:51)


    It's going to be finish of mine day, except before finish I am reading this enormous post to improve my know-how.

  • #2

    Devorah Oates (Donnerstag, 02 Februar 2017 13:34)


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